Die Orgel im Fraumünster in Zürich ist nicht nur ein Instrument, sondern ein majestätisches Kunstwerk, in dem sich Geschichte und Geist der Kirche widerspiegeln. Mitten im Herzen der Altstadt gelegen zieht das Fraumünster mit seiner beeindruckenden Architektur und den berühmten Chagall-Fenstern Besucher und Besucherinnen aus aller Welt an. Doch es ist die Orgel, die oft das Zentrum spiritueller und musikalischer Erlebnisse bildet.
Die heutige Orgel, ein Werk der Firma Orgelbau Genf, wurde 1953 installiert und ist seither als eines der prächtigsten und klangvollsten Instrumente der Schweiz bekannt. Mit ihren 5793 Pfeifen und 79 Registern (Klangfarben), bietet sie ein beeindruckendes Spektrum an Klangfarben und Dynamik und ist zur Zeit die drittgrösste Orgel der Schweiz. Die Fraumünster-Orgel zeichnet sich durch eine besondere Wärme des Klanges, selbst bei lauten Registrierungen und einen sehr symphonischen Klang aus.
Von grosser Bedeutung war die umfassende Restaurierung im Jahr 1995, die von der Firma Kuhn durchgeführt wurde. Als besondere und herausragende Neuerung wurde die Spielbarkeit der Orgel im Chorraum von der grossen Orgel aus als Fernwerk eingerichtet.
Die Orgel im Fraumünster spielt eine zentrale Rolle in den Gottesdiensten und Konzerten. Bekannt über die Landesgrenzen hinaus sind die internationalen Orgelkonzerte über Mittag, die regelmässig internationale Künstler anziehen, die das Publikum mit virtuosen Darbietungen begeistern. Aber auch Konzerte, in denen die Orgel Brücken schlägt zwischen musikalischen Welten finden sich regelmässig im Konzertkalender. Diese Vielfalt an Konzerten, in denen die Orgel eine zentrale Rolle spielt, sind ein Zeugnis für die zeitlose Faszination und die unerschöpfliche Ausdruckskraft der Fraumünster-Orgel.
Die Orgel im Fraumünster ist mehr als nur ein Instrument. Sie ist ein lebendiges Stück Geschichte, ein Meisterwerk der Handwerkskunst und ein unverzichtbarer Bestandteil des kulturellen und spirituellen Lebens in Zürich. Ihre Klänge sind eine Einladung, sich in der Schönheit der Musik zu verlieren und die tiefe Ruhe und Erhabenheit dieses besonderen Klangraumes Fraumünster wirken zu lassen.
1480
Bau der ersten, einer zweimanualigen Orgel im Fraumünster durch Pater Konrad Sittinger, Kloster St. Blasien (D).
1527
Der Reformator Ulrich Zwingli in Zürich war bekanntlich gegen jegliche Kirchenmusik, weshalb die Orgel ersatzlos abgebrochen wurde. Es sollten drei Jahrhunderte vergehen, bis im Fraumünster wieder eine Orgel erklang.
1853
Bau der ersten nach-reformatorischen Orgel durch Orgelbauer Walcker, Ludwigsburg (D), mit 45 Registern auf 3 Manualen und Pedal.
1882
Bau einer mechanischen Kegelladenorgel durch Orgelbauer Johann Nepomuk Kuhn, Männedorf, mit 42 Registern auf 3 Manualen und Pedal, wie aus dem Archiv von Orgelbau Kuhn AG, Männedorf, hervorgeht. Ein Wassermotor betätigte die Schöpferbälge für die Winderzeugung.
1912
Bau einer pneumatischen Membranladenorgel durch Orgelbau Kuhn AG, Männedorf, mit 57 Register auf 3 Manualen und Pedal auf der inzwischen vergrösserten Empore. Die Windschöpfung erfolgte mit einem elektrischen
Ventilator, der bisherige Wassermotor wurde als Reserve noch beibehalten. Wie damals üblich, wurden grosse Orgeln als Konzertorgeln gebaut, was für liturgische Zwecke aber weniger geeignet war.
1953
Bau einer neuen Orgel mit elektrischen Trakturen durch Orgelbau Genf AG, Genève, mit 79 klingenden Registern auf 4 Manualen und Pedal.
1988
Reinigung und stimmen der Zungen durch Norbert Stengele, Horgen.
1998
Generalrevision durch Norbert Stengele, Horgen.
1999
Spieltischzusatz und Funktionserweiterung im Spieltisch durch Norbert Stengele, Horgen, welche es ermöglichte, die 1971 gebaute Chororgel wie ein Fernwerk vom Hauptspieltisch aus zu spielen.
2006
Revision der Orgel und Einbau eines elektronischen Setzer (Speicher) Systems mit Biblitotheks-, Archivierungs- und Abspielfunktion.
Übersicht
Spielhilfen
Tastenumfang
Organist und Kantor
Jörg Ulrich Busch ist Kantor und Organist am Fraumünster Zürich. Er leitet die Fraumünster-Vocalsolisten, das Fraumünster-Vocalconsort und den Fraumünster-Chor und ist künstlerischer Leiter der Konzertreihe Musik im Fraumünster. Er ist Gründer des Orchesters le buisson prospérant, leitet den Cantate-Chor Bolligen und das Vokalensemble Belcanto Bern. 2012 schloss er ein weiterführendes Studium der Chorleitung an der ZHdK bei Prof. Markus Utz mit dem Master of Advanced Studies ab. Nach Studien im Fach Orgel an der HdK Bern bei Prof. Heinz Balli erwarb Jörg Ulrich Busch 2001 das Solistendiplom für Orgel. Von 2004 bis 2007 erhielt Jörg Ulrich Busch Orgelunterricht bei Marie-Claire Alain in Paris. Er besuchte Meisterkurse für Orgel bei M. Radulescu, H. Vogel, J. Laukvik, H. Davidson und B. Haas und für Chorleitung bei Marguerite L. Brooks und Stefan Parkman.
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