Chagall 2020 – Symposium

17. Juni, 16.30 – 18.30 Uhr
in der Musikschule Konservatorium Zürich

Tickets
CHF 30
CHF 80/60/40 Kombiticket Symposium und 2. Chagall-Konzert
CHF 5 für Jugendliche, Lernende, Studierende
CHF 10 für Kombi mit Ticket 2. Chagall-Konzert in 3. Kategorie

Musik und Kunst im 20./21. Jh. – Der kurze Weg von der Verächtlichmachung bis zur Ausgrenzung und Vernichtung

Nach dem 1. Weltkrieg herrschten Elend, Gewalt, Radikalisierung – in Deutschland wie auch in Frankreich. Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus machten sich breit. Die Werke von Marc Chagall wie auch anderer Künstler waren davon betroffen.

Ab 1923 dann eine Phase der scheinbaren Stabilisierung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse – nur auf den Stützen von Krediten und mutigen Verträgen zwischen den einstigen Gegnern. Auf diesem labilen Grund brachen „Die Goldenen 20er Jahre“ an, eine soziokulturelle Eruption, die wir aus heutiger Perspektive mit Eigenschaften belegen wie ambivalent, zerrissen, widersprüchlich, paradox, grotesk, mehrdeutig, schillernd – und mit der „prekären Balance zwischen neuen Lebensstilen und dem retrospektiven Beharren auf dem Vergangenen“. Bis 1929 der Schwarze Donnerstag an der Wallstreet die Weltwirtschaft in den Abgrund schickte: die grosse Depression. Die Massen versanken in Not und Angst. Nationalsozialismus und Kommunismus erstarkten und damit auch die Ressentiments, der Antisemitismus und Rassismus, die Verächtlichmachung des Anderen, des Fremden, des Neuen, die Ausgrenzung der Moderne – all` das im Vorhof der Hölle: des «Dritten Reichs» und des Stalinismus. Ambivalenz, Mehrdeutigkeit, das Zerrissene – Eigenschaften künstlerischen Schaffens – wurden nun auch zur Überlebensstrategie, gar der Anpassung für die, die trotz aller Verfolgung und Verfemung ihre Heimat nicht verliessen oder verlassen konnten.

Zwischen dem Ende der «roaring twenties» im Jahr 1929 und der Verfemung, Verfolgung und Ermordung von Künstlern und Musikern liegen gerade einmal vier Jahre. 100 Jahre später – mitten in der «Wohlstands-Party» – ist eine erneute Radikalisierung der Gesellschaft in Europa unübersehbar: Ressentiments, Antisemitismus, Rassismus – die Verächtlichmachung des Fremden, des Neuen, demokratischer Normen gehören zum Alltag. Und an Krisen- und Katastrophen-Szenarien mangelt es nicht. Wie geht es der «Kultur» heute und morgen?

Ablauf des Symposiums
vier Referate mit anschliessendem Roundtable-Gespräch, ca. 120 Min.

Prof. Dr. Rüdiger Safranski, Philosoph und Schriftsteller
Prof. Dr. Annette Weber, Kunsthistorikerin, Professorin für jüdische Kunst und Kultur an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg
Dr. Niklaus Peter, Theologe und Pfarrer am Fraumünster
Prof. em. Dr. Hartmut Möller, Musikwissenschaft, HMT Rostock

Podiumsdiskussion
Unter der Leitung des FAZ-Journalisten Jürg Altwegg kommen die vier Referenten ins Gespräch.

Im Verlauf des Symposiums erklingt die Hot-Sonate in vier Sätzen für Altsaxophon und Klavier von Erwin Schulhoff (*1894). Der verfolgte deutschböhmische Komponist und Pianist starb 1942 in der Festung Wülzburg, einem Lager der Nazis in Bayern. Mit ihm verlor die Neue Musik eine ihrer experimentierfreudigsten und radikalsten Persönlichkeiten.
Harry White, Alt-Saxophon
Hans Adolfsen, Klavier

Chagall-Konzerte im Fraumünster
Mittwoch, 10.6.2020, 19 Uhr
Mittwoch, 17.6.2020, 19 Uhr
Mittwoch, 24.6.2020, 19 Uhr